Rede zum 8. März

Seit Jahrhunderten, kämpfen Frauen für Gleichberechtigung: Für gleiche Löhne, für die Anerkennung der vor allem von Frauen geleisteten Care-Arbeit, für das Recht, über ihren eigenen Körper selbst bestimmen zu können und ihren Lebensalltag eigenständig und nach eigenen Vorstellungen zu organisieren. Das heutige Datum, der 8. März, ist selbst Ergebnis dieser Kämpfe und erinnert uns an Errungenschaften, aber auch gegenwärtige Missstände, für die wir heute auf die Straße gehen. Zum Beispiel, um auf die Mehrfachbelastung durch Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung während der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen. Oder um einmal mehr gegen die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu demonstrieren. Unsere Forderungen, unsere Proteste, reihen sich ein in eine Geschichte feministischer Kämpfe, in die Geschichte feministischer Bewegungen. Die Themen, die uns heute beschäftigen sind unmittelbar mit historischen Kämpfen verknüpft. Feminist*innen gab es schon immer! Ihre Kämpfe, Herausforderungen und Erfolge formen unsere Gesellschaft und wir müssen uns an sie erinnern. Denn wenn wir es nicht tun, wer dann?

Aus diesem Grund entstand 1987 das erste Feministische Archiv in Freiburg. Zehn Frauen fanden, dass an der Zeit war die bewegte Geschichte von Frauen – auch in Freiburg - zu dokumentieren, dazu zählten sie, Zitat:

[…] damals, als Frauen anfingen, sich gegen Aufrüstung und Atomkraft zu wehren, damals als sie sich zusammenschlossen, um ein Frauenzentrum aufzubauen, damals als sie massenhaft in den männerdominierten Wissenschaftsbetrieb eindrangen, damals, als sie ihre Zeitung gründeten, damals, als …

Nicht nur die Diskussionen um Atomkraft gehen weiter. Seit ein paar Tagen scheint auch militärische Aufrüstung wieder ein probates Mittel für den Frieden zu sein. Die historischen Kämpfe sind also erstaunlich aktuell. 2002 löste sich das Feministische Archiv auf und seine Bestände gingen in das Archiv Soziale Bewegungen hier in Freiburg über. Seit dem ist viel Feministisches in Freiburg passiert, aber nur wenig wurde dokumentiert. Das muss sich ändern! In Kooperation mit der Feministischen Geschichtswerkstatt katalogisieren und digitalisieren wir die alten Bestände. Darüber hinaus wollen wir die große Lücke in unserem Archiv über das feministische Engagement der letzten 20 Jahre füllen. Das heißt wir sammeln wieder! Daher die dringende Bitte an euch alle: Schaut in eure Schränke, Keller und auf eure Dachböden. Wir suchen alles, was mit feministischen Bewegungen in Freiburg zu tun hat. Das können Fotos, Videos, Texte und Tondokumente sein. Ihr könnt sie entweder als Spende dem Feministischen Archiv übergeben oder uns zur Digitalisierung ausgeliehen werden. Besonders interessieren uns auch Objekte! Von der lila Latzhose bis zum Spekulum nehmen wir alles. Denn im Herbst feiert die Freiburger Frauenbewegung ihr 50jähriges Jubiläum. Wir planen eine Ausstellung und ein Fest, auf dem wir euch alle gern empfangen werden. Wir freuen uns nicht ur auf euer Material, sondern laden euch alle auch herzlich dazu ein bei uns mitzumachen. Sprecht uns gerne an unserem Stand an und habt noch einen schönen Feministischen Kampftag!