Buchvorstellung im Jos Fritz Café, Samstag, 22. April 2023, 19h
Das Verhältnis der Linken in den kapitalistischen Zentren zur Peripherie war immer zwiespältig: Einerseits wurde antikolonialer und antiimperialistischer Widerstand begrüßt und unterstützt, andererseits wurden die Befreiungskämpfe des globalen Südens mit eigenen Projektionen überfrachtet. Wenn man schon selbst bei der Umsetzung eigener politischen Utopien wenig erfolgreich war, sollten es eben die Anderen richten. Der Blick auf die Peripherie blieb oft in kolonialen Klischees befangen.
Die Berliner Jour Fixe Initiative hat sich dieser Problematik angenommen und in einer Veranstaltungsreihe mit den Titel „Kreolische Konstellationen“ das Verhältnis von altem Internationalismus und modischem Postkolonialismus ausgelotet. Inzwischen liegen die Vorträge dieser Reihe in Buchform vor. Dieses Buch wird Elfriede Müller (Berlin) im Gespräch mit Michael Koltan (Archiv Soziale Bewegungen Freiburg) vorstellen.
Im Zentrum wird dabei Müllers eigener Beitrag zu C.L.R. James stehen. James wurde 1901 auf Trinidad geboren. Er war Journalist, Kultur- und Sportkritiker, aber auch organisierter Marxist. Von vielen anderen Kommunist:innen seiner Zeit unterschied er sich dadurch, dass er nicht einfach die in Europa entstandenen Doktrinen blind übernahm, sondern einen eigenen – die Berliner Jour Fixe Initiative nennt es: kreolischen – Blick auf die politische Emanzipationsgeschichte warf. Sein bekanntestes Buch „Die schwarzen Jakobiner“ (ebenfalls gerade im Dietz-Verlag neu erschienen) handelt vom Sklavenaufstand in Haiti zur Zeit der Französischen Revolution – einer lange vergessenen Episode, die aber wie kaum eine andere den Widerspruch der westlichen Vorstellung universeller Menschenrechte mit der kolonialen Praxis aufzeigt.
Und darüber wollen wir reden.